Daniel Norden: Auf den Spuren eines Vermessungstechnikers

Der Beruf des Vermessers bei der Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH ist nicht nur eine Arbeit, sondern eine Lebensweise, wie der 21-jährige Daniel Norden zu berichten weiß. Sie bietet vielfältige Aufgaben, ein attraktives Gehalt und Karrieremöglichkeiten. Wir tauchten mit ihm ein in eine Welt zwischen Einsamkeit und Teamarbeit.

VON ARIANE JAKOMEIT

Daniel Norden liefert als Vermesser bei der Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH hochpräzise Daten für Bauprojekte

Daniel Norden liefert als Vermesser bei der Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH hochpräzise Daten für Bauprojekte – Foto: Max Bechmann

Konzentriert inspiziert Daniel Norden das Baustellengelände in Cappel-Neufeld. Längst haben die Arbeiter das Feld geräumt und die Baumaschinen sind verstummt. Eine angenehme Kühle liegt in der Luft, begleitet von gelegentlichen Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch die grauen Quellwolken bahnen. Der Boden ist uneben und von Grashalmen durchzogen, die sich im Wind wiegen. Mit erfahrenem Blick sucht der junge Mann in Arbeitshose und leuchtend oranger Jacke den optimalen Standort für seinen GNSS-Empfänger. Dann baut er mit geübter Hand das Stativ auf und justiert den Empfänger millimetergenau, um ihn auf den Empfang der Satellitensignale vorzubereiten.

 

Unterwegs zwischen zwei Welten

Daniel Norden ist Vermessungstechniker bei WÄHLER und weiß, dass seine Genauigkeit entscheidend für erfolgreiche Bauprojekte ist. Mit modernster Technik führt er hochpräzise Messungen durch, deren Ergebnisse später den Bauingenieuren, Architekten und Bauarbeitern als Grundlage für ihre Arbeit dienen.

Dabei verbindet er wie alle Vermesser nicht nur verschiedene Vermessungspunkte, sondern auch zwei Welten: Technisches Know-how und eine Arbeit in der Natur. „Unter anderem habe ich mich für den Beruf des Vermessungstechnikers entschieden, weil ich nicht nur ein Stubenhocker sein wollte“, erzählt der 21-Jährige, der in der 9. Klasse während einer Berufsorientierungsmesse auf den Beruf aufmerksam wurde und sogleich Stellenangebote für die Ausbildung zum Vermessungstechniker studierte.

Mathematik interessierte ihn schon damals und gilt als wichtige Voraussetzung für die dreijährige Ausbildung zum Vermesser. Sein Weg führte ihn nach seinem Abschluss im Jahr 2021 vom Schwerpunkt der Katastervermessung zum Tiefbauunternehmen WÄHLER.

„In der Baubranche kann ich vielseitig arbeiten und es gibt etwas weniger Schreibkram“,

erzählt der junge Mann, in dessen Lebenswelt Pläne, Symboliken und Grenzsteine eine große Rolle spielen.

Von schwerem Gepäck bis zur Satellitentechnik

Die Grundlagen seines Berufs haben sich seit mehr als 200 Jahren kaum verändert. „Sinus, Cosinus und Tangens sind die Allzweckwaffen des Vermessungstechnikers“, bringt der 21-Jährige es knapp auf den Punkt. Seine Aussage führt zurück zu den Ursprüngen der Vermessungstechnik, die eng mit dem Namen Friedrich Gauß verbunden sind. Dessen mathematische Erkenntnisse legten im frühen 19. Jahrhundert den Grundstein dafür, die Erdoberfläche präzise zu vermessen. Dank der Methode der kleinsten Quadrate werden auch heute noch aus Messdaten genaue Informationen abgeleitet.

Doch Gauß und Humboldt brachen anno dazumal noch mit schwerem Gepäck auf. „Die brauchten massig Material“, erklärt Daniel Norden. Mehrere Fluchtstangen und ein Theodolit, ein optisches Messinstrument zur Bestimmung horizontaler und vertikaler Winkel, begleiteten damals die Vermesser auf ihrem Weg. Da hat es Daniel Norden in den meisten Fällen einfacher: „Beim GPS gehst du allein raus, baust deine GNSS-Empfänger auf den Stab, klickst deinen Feldrechner in die Halterung und kannst sofort loslegen.“ Dank Satellitentechnik bestimmt der GNSS-Empfänger seine Position und garantiert Messgenauigkeit in der Lage auf 2 cm, in der Höhe auf 5 cm. „Die Satelliten sind in der Umlaufbahn von 21.000 Kilometern – dass da auch mal fünf Zentimeter drin sind, soll man schon verzeihen können“, erklärt Norden und lacht ein wenig entschuldigend.

Technik und Kreativität in Symbiose

An dieser Stelle wird sichtbar, was der 21-Jährige etwas verschmitzt über sich selbst und seine Kolleginnen und Kollegen sagt:

„Als Vermesser wird man ein bisschen pingelig.“

Pingelig – dieser Begriff könnte Daniel Norden in die Nähe von Eigenschaften wie kauzig oder ein wenig schrullig rücken. Schließlich werden auf diese Weise auch seine Vorgänger Friedrich Gauß und Alexander Humboldt in dem Roman „Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann beschrieben. Doch der junge Mann mit dem offenen Lachen und der Fähigkeit, fesselnd und mit Begeisterung von seinem technischen Beruf als Vermessungstechniker zu erzählen, hat als Ausgleich für seine bisweilen etwas einsame Tätigkeit eine Möglichkeit gefunden, Mathematik und Technik mit Kreativität zu verbinden.

Als so genannter Lichtjockey zaubert er auf Raves und anderen Partys eine einzigartige Atmosphäre aus Lichteffekten. Seine technische Expertise ist dabei die Grundlage dafür, Lichtquellen und Projektoren so kombinieren, dass die Emotionen der Musik in einen dreidimensionalen Tanz aus Lichtstrahlen übergehen können. Daniel Nordens Augen leuchten, wenn er davon erzählt, wie er seine technische Ausrüstung und seinen Perfektionismus einsetzt, um die Stimmung auf Raves und anderen Veranstaltungen zum Kochen zu bringen.


Ein eingespieltes Team

Vor Daniel Norden liegen noch mehrere 100 Meter Trasse, die er von der Baustelle aus ablaufen muss. Oft ist er allein auf seinen Baustellen, manchmal trifft er noch die Kollegen aus der Kolonne. Man kennt sich. Daniel Norden ist als Vermessungstechniker zwischen Bremervörde und Cuxhaven unterwegs und bildet mit seinen Ansprechpartnern vor Ort ein eingespieltes Team. „Trotzdem bin ich mal hier, mal da“, erzählt er aus seinem Alltag. Selbständiges Arbeiten und eine gewisse Rolle als Einzelgänger ist auch Teil seiner Arbeit. Daniel Norden schnappt sich seinen Vermessungsstab. Mit dem Werkzeug über der Schulter macht er sich wieder auf den Weg entlang der Gräben an der Landstraße, die sich von der Baustelle aus durch die Felder zieht. Dabei wird für den Betrachter deutlich, was ihm an seinem Beruf gut gefällt: Die Möglichkeit, eine gewisse Freiheit mit der Zusammengehörigkeit zu einem Team zu verbinden.