Premiere auf der Baustelle: Kolonnenführer Franco Richter setzt die neue Horizontalspülbohrmaschine der Seier Gruppe ein. Was macht die Ditch Witch JT 120 zu einem echten Kraftpaket und warum darf gerade Franco Richter sie bedienen? Das hat uns der Mann, der keine Berührungsängste mit großen Maschinen hat, ganz genau erklärt.
VON JOANNA ABOU BOUTROS
Franco Richter ist Kolonnenführer bei der Kuhlmann Leitungsbau GmbH & Co. KG. Auf seinen Baustellen kommt die Ditch Witch JT120 zum Einsatz- Foto: Lenard Miebs.
Mitten im Naturschutzgebiet an der Grenze zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein steht Franco Richter und koordiniert den Ablauf auf der Baustelle. „Wir machen eine 370 Meter Bohrung in einer Dimension von zwei Aufweitschritten“, erklärt der Kolonnenführer das Vorhaben. Acht Rohre werden unterhalb des Waldweges in Norderstedt verlegt. „Dreimal 180er, dreimal 125er und zweimal 50er Rohre.“
Als Kolonnenführer gibt Franco den Ton an. Er ist für sein Team und den reibungslosen Ablauf bei dem Bauvorhaben verantwortlich. Seit 2020 ist der 40-Jährige bei der Kuhlmann Leitungsbau GmbH & Co. KG angestellt. Sein Team ist längst eingespielt. Eigentlich ist an diesem Tag in Norderstedt alles wie immer; nur der 50-Tonner ist neu.
Die Ditch Witch JT120 ist ein richtiger Hingucker: Beeindruckend groß, frisch im Kuhlmann-orange lackiert, bohrt sich die Horizontalspülbohranlage den Weg durch die Erde. „Wir haben hier einen Pilotbohrkopf dran“, erklärt Franco und fügt hinzu: „Damit bohren wir jetzt durch.“
Die Seier Gruppe hat als erstes Unternehmen in Deutschland diese leistungsstarke Horizontalspülbohranlage in der 50-Tonnen-Klasse in Betreib genommen. Unter ihren Tochterunternehmen hat die Kuhlmann Leitungsbau GmbH & Co. KG das große Los gezogen und bringt die JT 120 auf ihren Baustellen als erstes zum Einsatz – unter der Leitung von Franco.
Bereits im Vorfeld der Ankunft der Maschine war klar: Franco übernimmt das Steuer. Warum?
„Weil die Geschäftsführung mir zutraut, diese Verantwortung zu übernehmen“, berichtet der 40-Jährige stolz.
Seit 18 Jahren ist der Mann aus der Wedemark Bohrer, wie er erklärt. Nun sei der Zeitpunkt gekommen, sich beruflich weiterzuentwickeln: „Ich möchte nicht stehenbleiben im Leben.“ Der Herausforderung der neuen 50-Tonnen-Anlage stellt er sich auch mit einer gewissen Vorfreude. „Die 18-Tonnen-Klasse reizt mich nicht mehr“, stellt er fest
Doch nicht nur auf der Baustelle geht’s voran, auch auf der Karriereleiter steigt Franco weiter auf. Denn in der Geschäftsführung werden seine Leistungen und sein Können gesehen und er soll nun auch als Koordinator eingesetzt werden. Deshalb wird bereits jetzt nach einem Nachfolger gesucht.
Das Steuer der JT120 hat in Norderstedt bereits einer seiner erfahrenen Kollegen übernommen, der die Maschine in Zukunft selbständig bedienen wird. Das gibt Franco die Möglichkeit, sich um wichtige Koordinationsaufgaben zu kümmern. Das Feld reicht vom Baustellenaufbau über die Beschaffung aller benötigten Hilfsmittel bis hin zur Kontaktaufnahme zu Anwohnern. “Unser kleines Team ist klein, aber gut organisiert”, betont Franco. Das ist einer der Gründe, warum er sich nicht ganz von der Baustelle lösen will. Das Tagesgeschäft vor Ort ist wichtig und kann nicht ausschließlich vom Büro aus gelenkt werden.
Durch den Einsatz der Horizontalspülbohranlage öffnen sich für das Unternehmen ganz neue Türen. „Wir werden immer mehr in Stromsegmente kommen“, schätzt Franco. Um bei der Verlegung von Kabel- und Stromtrassen mitzuhalten, war der Aufstieg in die neue Dimension, die die JT120 mit sich bringt, dringend nötig. Franco zieht einen Vergleich zum Motorsport: „Mit einem Passat fährst du kein Formel 1.“ Für das bestmögliche Ergebnis werde das bestmögliche, in diesem Fall das schnellste, Fahrzeug benötigt. So sei es auf der Baustelle auch: Je größer die Anlage, umso mehr Leistung und dementsprechend Vorteile gibt es.
Diese Vorteile erleichtern auch das Bauvorhaben in Norderstedt. Die JT120 hat den Bohrkopf mit der flachen Seite ins Erdreich geschoben und bahnt sich seinen 370 Meter langen Weg durch die Erde. Immer wieder werden Stangen nachgelegt. „Die Gestänge-Box wiegt 1,7 Tonnen“, erklärt Franco. Sie befindet sich auf der linken Seite des Bohrers und ist für den Maschinisten immer einsehbar. Wenn die insgesamt neun Stangen aus der Box unter der Erde sind, muss die Gestänge-Box ausgetauscht werden.
Auch hier sind Francos Adleraugen in jeder Sekunde gefragt, denn schiefgehen darf bei dem Austausch nichts. Mit einem Bagger wird erst die leere Box von der JT120 gehoben, bevor die neue draufgesetzt wird und die Arbeit weitergeht.
Mit einem Messgerät wird währenddessen der Sender im Bohrkopf verfolgt. Dieser neigt sich zu tief nach unten, erklärt Franco nach einem prüfenden Blick. Langsam muss die Richtung geändert werden. Wenn es zu schnell geht, kann die Eisenstange brechen.
Nach einer Korrektur geht es weiter. Die 370 Meter müssen schließlich vollständig durchbohrt werden. Am Ende, so erklärt der 40-Jährige, wird die Pilotlanze mit einer Brechvorrichtung entfernt, bevor die Aufweitbohrung starten kann. In dem Prozess wird die Röhre unter der Erde immer breiter bis schließlich das benötigte Endmaß erreicht ist. Mit seiner 18-jährigen Berufserfahrung hat Franco sich großes Wissen angeeignet. Dabei kommt er eigentlich aus einem anderen Handwerk. „Ich habe Zimmermann gelernt“, berichtet er. „Wir haben viel zu Hause gebaut, ich habe mich viel mit Holz beschäftigt und so kam es dann, dass ich Zimmermann gelernt habe.“ Anschließend war der Kolonnenführer 23 Monate bei der Bundeswehr, bevor er schließlich Bohrmaschinist wurde.
Foto: Lenard Miebs
Heute ist er genau da, wo er sein möchte. Warum? „Wir arbeiten viel mit Maschinen“, beginnt Franco und fügt lächelnd hinzu: „Männer arbeiten gerne mit Maschinen!“ Die körperliche Arbeit auf den Baustellen relativiert sich für ihn durch den Einsatz der Geräte, weshalb er auch nach der langen Zeit im Beruf noch fit ist. An seinem Arbeitgeber schätzt er vor allem die familiäre Kultur, die bei Kuhlmann herrscht. „Einen besseren Job kann man doch nicht haben, oder?
Seine Frau und seinen Sohn sieht Franco an den Wochenenden. Unter der Woche ist der Familienvater oft viele Kilometer von ihnen entfernt und übernachtet in Hotels. „Wir arbeiten auf Montage.“ Der Arbeitsalltag geht für Franco und sein Team morgens um sechs Uhr nach dem Aufstehen nicht mit einem Frühstück, sondern mit der Fahrt Richtung Baustelle los. „Ich teile die Leute ein, wer was zu tun hat“, erzählt Franco. „Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team. Jeder weiß eigentlich, was er zu tun hat.“
Doch beim Bohren sei jeder Tag anders. „Wenn wir ein Rohr ziehen, kann es sein, dass es in fünf Stunden durchgezogen ist.“ Es könne aber genauso gut sein, dass der ganze Vorgang doppelt so lange dauert. „Wenn wir Probleme bekommen, wenn zum Beispiel die Röhre unter der Erde zusammenfällt, dann wird es immer schwerer zu ziehen.“ Dann muss blitzschnell reagiert und gehandelt werden.
In Norderstedt läuft an diesem Tag alles nach Plan. Der Einsatz der neuen Horizontalspülbohranlage erleichtert das Vorhaben vor Ort. Franco und seine Kollegen haben sich nach kurzer Zeit den Umgang mit der JT120 angeeignet. Ein starkes Team und eine Technik, die begeistert – gute Aussichten für die Kuhlmann-Projekte.