Jan Rosen­kranz: Zahlen­harmonie in Perfektion

In der Baukalkulation stehen Ziffern nicht nur auf dem Papier, sondern werden auf den Baustellen lebendig. Der Weg unseres Protagonisten Jan Rosenkranz führte ihn von einer Maurerlehre über ein Bauingenieurstudium bis in die faszinierende Welt der Zahlen. Warum arbeitet er mit Begeisterung in einem Bereich, der oft als trocken gilt? Wir können sagen: Jan ist ein Mensch, dessen Leidenschaft für das Kalkulieren weit über Zahlen und Formeln hinausgeht.

VON ARIANE JAKOMEIT

Jans Kalkulationen müssen am Ende perfekt stimmen. Wie er das sicherstellt, erzählte er uns im Gespräch – Foto: Julian von Gizycki

Baustaub auf den Händen und kein fester Plan – so begann Jans Reise in die Bauwelt. Auf der Suche nach seinem Lebensweg nach dem Abitur schlug ihm sein Vater spontan eine Maurerlehre vor. Damals hätte der heute 29-Jährige wohl nicht erwartet, dass er schließlich in der Welt der Baukalkulation landen würde. Doch durch viele Erfahrungen fand er schließlich den passenden Weg.

Heute, so bestätigen seine Kolleginnen und Kollegen bei der Kuhlmann Leitungsbau GmbH & Co. KG, verleiht er Ausschreibungen, Leistungsverzeichnissen und komplexen Berechnungen eine lebendige Note. Wie gut, dass Kuhlmann vor zweieinhalb Jahren die Ausschreibung um Jan gewonnen hat!

Nach zwei Jahren Ausbildung und weiteren zwei Jahren Arbeit entschloss sich Jan spontan für ein Bauingenieursstudium. Angetrieben wurde er von seiner Leidenschaft für Zahlen und einer Mischung aus praktischem und kreativem Denken. „Doch Bauleiter war nichts für mich“, erzählte Jan über die große Frage, was er nach dem erfolgreichen Abschluss machen wollte. Die Antwort fand er schließlich in der Kalkulation im Bauwesen, die eine Mischung aus Affinität zu Zahlen sowie praktischem und kreativem Denken erfordert – genau die richtige Mischung für Jan, der sich selbst als „Nerd“ bezeichnet.

Nachdem er sich bei Kuhlmann beworben hatte, ging es sehr schnell: Nach dem Vorstellungsgespräch vor zweieinhalb Jahren an einem Donnerstag startete Jan bereits am darauffolgenden Montag in sein aufregendes Abenteuer bei dem Infrastrukturbauer und seine Karriere in diesem Bereich begann. „Das ging sehr spontan!“, freut er sich über seinen reibungslosen Einstieg.

Einstieg in die Welt der Leistungs­verzeichnisse

Schnell arbeitete Jan sich ein in die Welt der öffentlichen Ausschreibungen, der Leistungsverzeichnisse, der verschiedenen Leitungen und die Arten ihrer Verlegung. Er lernte alles über die verschiedenen Leistungsschritte und die Frage, wie er die Schritte zeitlich einordnen kann – aus seiner Sicht eine der größten Herausforderungen für Berufsanfänger in diesem Bereich.

Schließlich verlangt die Baukalkulation nicht nur nach Zahlaffinität, sondern nach einem fundierten Verständnis für die Einflüsse einzelner Faktoren auf einer Baustelle.

„Es gibt viele Einflussfaktoren – Wetterlage, wie soll gebaut werden, welche Oberflächen habe ich und wie weit ist der Weg zur Baustelle“,

berichtet Jan. All das wirkt sich auf den Preis aus. Deshalb darf es bei jungen Menschen, die sich für diesen Beruf entscheiden, vor allem an einer Sache nicht fehlen: Motivation, sich in verschiedenste Themen einzuarbeiten.

Kalkulation unter Zeitdruck

Oft gerät Jan auch mit seinem Wissen an seine Grenzen.

„Zum Beispiel beim Thema Gasleitungen und wie sie gebaut, verschweißt und verlegt werden – dafür gibt es ganze Fachstudiengänge. Dann gibt es verschiedene Leitungen für Strom, Wasser, Glasfaser und dann wieder unterschiedlichste Verlegemethoden, mit dem Pflug, mit dem Bagger, dem Horizontalbohrgerät und so weiter. Und da muss man natürlich an der richtigen Stelle entscheiden, was mehr oder weniger wichtig ist.“ Gleichzeitig darf das Angebot aber auch nicht eine Sekunde zu spät abgegeben werden, denn dann wird es bei der Ausschreibung nicht berücksichtigt. Zwei bis drei Wochen hat Jan in der Regel von der Ausschreibung bis zur Abgabe Zeit.

Manchmal kommt auch seine Intuition ins Spiel – ein unentbehrlicher Kompass, wo Wissen und Erfahrungen allein nicht ausreichen. Im Laufe der Zeit hat er ein Gespür dafür entwickelt, welche Teile der Ausschreibungen wichtiger sind als andere. „Das könnte natürlich auch mal schief gehen“, spinnt Jan den Gedanken weiter.
Damit das nicht geschieht und das Angebot wasserdicht ist, greift Jan bei Bedarf auf die Unterstützung seiner Kolleginnen und Kollegen zurück.

„Wenn ich zum Beispiel einen Zeitansatz für irgendeine Kabelverbindungstechnik brauche, die ich noch nie gehört habe, dann muss ich einen Elektriker anrufen, der schon 30 Jahre Berufserfahrung hat“,

erzählt Jan. Außerdem schaut vor der Abgabe immer noch ein versiertes Augenpaar prüfend über die Angebote.

Eine Symphonie der Zahlen

An manchen Tagen, wenn der Kalkulator tief in die Berechnungen einsteigt, benötigt er vor allem zwei Dinge: Zeit und Ruhe. Denn Jan weiß:

 

„Wenn ich mich verkalkuliere, kann das viel Geld kosten.“

Deshalb rechnet er oft frühmorgens, stellt sein Telefon auf stumm und beantwortet nur wichtige Anrufe. Dass er im Stillen seine komplexe Arbeit erledigt, kann aber auch schon einmal eine Woche dauern.

Dann hat er die Chance, eine Symphonie der Zahlen in seinem Kopf zu erleben und mit seiner Arbeit zu verschmelzen, bis die Welt um ihn herum versinkt: „Irgendwann fliegen die Hände wie von selbst über die Tastatur, das Kalkulationsprogramm läuft flüssig und dann schafft man auch richtig was weg.“ Es gibt Tage, da beantwortet Jan in dieser Phase Fragen von Kolleginnen und Kollegen und kann sich nachher nicht mehr daran erinnern – manchmal sorgt das für das ein oder andere Schmunzeln im Büro.

Immer schön auf einer Linie

Schmunzeln, summen und leiser Gesang – auch das sind Eigenschaften, die den Rechenkünstler charakterisieren.
„Wenn ich summend und singend über die Gänge laufen, dann wissen schon alle: Da kommt Herr Rosenkranz“,

erzählt Jan und grinst schon wieder von einem Ohr zum anderen. Und dann fällt der Satz, der den Menschen hinter den Zahlen besonders treffend beschreibt.

Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, wenn er sagt: „Ich bin oft leise für mich glücklich.“ Große Freudenausbrüche oder euphorische Ausrufe hört man von Jan eher nicht. In seiner Familie zählt Logik und trockener Humor, erzählt Jan und fügt hinzu:

„Ich suche immer nach Harmonie. Schön auf einer Linie.“