Lucas Lahl – was den jüngsten LKW-Fahrer Wählers antreibt

Lucas Lahl ist LKW-Fahrer bei der Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH & Co. KG und gerade einmal 26 Jahre alt. Das macht ihn zum jüngsten Mitglied seines Berufsbildes innerhalb der Seier Gruppe. LKW-Fahren sehen vor allem viele junge Menschen als Zwischenlösung auf dem Weg zum Traumjob. Für Lucas ist genau das die Berufung, und zwar von Kindheit an. Was sein Berufsleben im und um den LKW so einzigartig macht, hat er uns an seinem Standort in Lübeck erzählt. 

VON ANNA-LENA GRÖH

Wähler LKW-Fahrer Lucas Lahl

Lucas Lahl hat als LKW-Fahrer bei der Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH & Co. KG seine Berufung gefunden – Foto: Anne Krämer

„Na wenn Papa bis nach da oben kommt, dann kann ich das schon lange“, denkt sich der sechsjährige kleine Junge mit dem blonden Schopf. Mutig und entschlossen greift er nach der Hand seines Vaters, die er ihm aufmunternd nach unten streckt. Er klettert die Stufen zum Fahrerhaus hoch, bis er einen festen Stand auf der obersten Stufe gefunden hat. In einer fließenden und sicheren Bewegung zieht ihn sein Vater ihn auf seinen Schoß. Der kleine Junge blickt nach links aus der offenen Tür, schluckt kurz und dreht sich nach vorne, während sein Vater die Türe mit einem Ruck schließt. „Komisch, von hier oben sieht die Welt plötzlich so anders aus“, denkt sich der Drei-Käse-Hoch, als sein Vater den Motor startet und sich der große LKW in Bewegung setzt. Was für ein tolles Gefühl, als er merkt, dass er die Richtung dieses riesigen Fahrzeugs mit dem Drehen am großen Lenkrad vor ihm beeinflussen kann.

„Wenn meine Füße mal lang genug sind, dann mach ich das ganz allein. Ganz ohne Papa“,
beschließt Lucas Lahl. 

Vom Kindheitstraum zur Berufung 

Gesagt, getan. 20 Jahre später hat Lucas seinen Kindheitstraum zum Beruf gemacht. Bei der Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH & Co. KG bewegt der 26-Jährige so gut wie jeden Arbeitstag seinen eigenen LKW zu den Baustellen des Tiefbau Unternehmens und wieder zurück. Angefangen hat er bei Wähler ursprünglich als Tiefbauer. Dass er in diesem Bereich nicht bis zur Rente arbeiten würde, war schon seit der Kindheit klar. „Mein Vater ist LKW-Fahrer und ich bin schon als kleines Kind immer hier überall bis nach Frankreich getobt und irgendwie hat das angesteckt.“ Ein paar Monate machte er seine Arbeit als Tiefbauer zwar gut, konnte es aber nicht lassen, seinem Kollegen mit seinem eigentlichen Berufswunsch auf den Ohren zu liegen. Schließlich nahm dieser das Ruder in die Hand und sagte: „So, jetzt reichts, in Lübeck suchen sie einen LKW-Fahrer. Ich rufe da jetzt für dich an.“  

Gesagt, getan. Den Hörer am anderen Ende der Leitung nahm damals Thomas Tödter ab, Bauleiter der Standorte Barsbüttel/ Lübeck und sein jetziger Vorgesetzter. Seitdem stellt er sich den Herausforderungen des Baustellentransports, von denen er oft erst fünf Minuten vorher weiß: „Manchmal habe ich den einen Auftrag quasi noch nicht mal fertig und dann versuche ich beim nächsten direkt parallel alles so zu drehen, dass da keiner irgendwie stehen oder warten muss.“ Die nötige Flexibilität bringt er mit. Aber was braucht es noch, um als LKW-Fahrer bei den mitunter durchwachsenen Arbeitsbedingungen auf Deutschlands Straßen nicht durchzudrehen, sondern das Ganze – im Gegenteil – so richtig zu genießen? „Na, du solltest schon fahren können“, antwortet er frech grinsend. Und jetzt die weniger offensichtliche Antwort? „Räumliches Sehen ist wichtig.“ Das vor allem im Straßenverkehr. Zwar sitzt er gut geschützt im Fahrerhaus, trotzdem bringt der Beruf auch eine gewisse Gefahr mit sich: „In Lübeck ist ein großer zweispuriger Kreisverkehr mit einer Fahrradspur. Wenn man da nicht richtig hinguckt…“ Dann wird es eng.  

Alles im Griff in Wagen 1 bis 4 

Neben ausreichend Fahrpraxis sind gewisse Gegenstände ebenfalls eine Voraussetzung für den Beruf als LKW-Fahrer. Dazu zählen der LKW, sein Führerschein und seine Module. Mit letzterem meint er Fahrerqualifizierungsnachweise, die er alle fünf Jahre erhalten muss, um Güter transportieren zu dürfen. Hätte er nur den reinen LKW-Führerschein, dann dürfte er zwar selbst fahren, aber nichts transportieren. Und das wäre schlecht, denn tagtäglich sind viele Menschen von seiner Arbeit abhängig. Ein gutes Gefühl? „Ja.“ Als auch die Sprücheklopfer darunter das gemerkt haben, wurden neckende Kommentare seltener, denen er sich zu Anfang stellen musste. „Am Anfang haben sie immer blöd geguckt, wenn ich da ausgestiegen bin wegen meines Alters und so, aber das hat sich auch eingepegelt.” Das musste auch passieren, denn was Lucas nicht an Lebensjahren vorweisen kann, macht er durch Lebenserfahrung wett: „Als kleines Kind, da war ich mit meinem Vater mit, da stand neben uns ein LKW und hat auch abgekippt, aber der ist umgekippt, weil der schief stand. Der Mann ist auch gestorben.“ Aus all diesen Erfahrungen lernt Lucas für sich und künftige LKW-Fahrer, die von seiner Expertise profitieren wollen. 

Expertise bringt er mit, Geduld eher weniger, vor allem nicht mit PKWs. Aber auch Lucas muss sich ab und zu in seinen Viert-Wagen bewegen, um von A nach B zu kommen. Ja richtig gelesen, dieser Mensch fährt eine Flotte aus vier Kraftwägen: Seinen LKW, seinen Wähler-Firmenwagen, mit dem er jeden Tag von Kühlungsborn 80 km zum Standort nach Lübeck und wieder 80 km zurück nach Hause zu Freundin und Pitbull Milo fährt, seinen privaten Wagen, ein wenig aufgemöbelt mit anderen Felgen und tiefergelegt und seinen T4, der Wagen, in den auch Pitbull Milo einsteigen darf, und mit dem er zum Angeln fährt.

Von seinen Skills in Wagen 2 bis 4 sagt er: „Also mit dem LKW kann ich besser um. Ja, ja, hätte ich nie gedacht. Aber das ist für mich einfacher als mit dem Auto irgendwo rückwärts. Ich meine, das kriege ich auch hin, aber mit dem LKW mache ich das ja wie im Schlaf.“ Seit er LKW fährt, hat sich auch sein Verhalten als PKW-Fahrer gegenüber LKW-Fahrern geändert: „Also seitdem ich fahre, lasse ich auch jeden LKW rein. Ist mir dann egal. Wenn der blinkt und überholen will, dann lasse ich ihn immer rein. Das habe ich vorher nie gemacht. Aber ja, wenn man selbst da drinsteckt, dann weiß man es besser.“ 

Pure Faszination für das zweite Zuhause 

Auf dem Papier mag sein zweites Zuhause der Firma gehören, aber im Herzen ist es Lucas´ LKW. Steht ja auch buchstäblich sein Name drauf. Außerdem wohnt Gismo auf der kleinen Treppe unter dem Einstieg des Fahrerhauses, ein kleiner Gnom, den er dort befestigt hat. Sein richtiges Zuhause befindet sich dann aber doch in Kühlungsborn. Dort wohnt er mit seiner Freundin und Hund Milo oder geht mit Freunden Motocrossfahren oder Angeln. Einen wirklichen Ausgleich zur Arbeit scheint er aber nicht zu brauchen: „Das Fahren fasziniert mich einfach. Das wird niemals langweilig. Ich habe da voll Bock drauf. Ich könnte das auch 24/7 durchmachen…also, wenn ich es dürfte.“ Glücklicherweise muss er sich um nächtliche Rastplätze keine Sorgen machen. Sein Job erfordert es nur, dass er während der geregelten Arbeitszeiten am Tag fährt, obwohl er nichts gegen einen Schlafplatz im LKW hätte: „Wenn Sie mir einen neuen LKW geben mit Bett, dann schlafe ich auch die ganze Woche darin.“ 

Interessant wäre bei all der Faszination rund um die mehrere Tonnen schwere Gefährt, ob er auch mal keine Lust hat, ins Fahrerhaus einzusteigen. „Habe ich bis jetzt noch nicht. Also echt nicht.“ Schade eigent…. „Doch, einmal! Es war mitten in der Nacht, da ging das Telefon los und musste zum Störungsdienst an Silvester.“ Das Feuerwerk sah er sich dann von der Autobahn aus an. Wenn man genau darüber nachdenkt, hört sich das eigentlich gar nicht so schlecht an. Eine ruhige Nachtfahrt, wenig Verkehr und um einen herum nichts außer bunt aufleuchtende Lichter. Bei diesem Bild vor Augen fängt man tatsächlich an, Lucas` Faszination für das LKW-Fahren zu verstehen. Stolz ist er jedenfalls darauf, dass er seinen Kindertraum zum jetzigen Beruf machen konnte. Wenn er es körperlich kann, spricht für ihn ganz und gar nichts dagegen, den Beruf bis zur Rente auszuüben. Was er sich für seine berufliche Zukunft wünscht? Wer hätte es gedacht: „Einen größeren LKW.“