Mario Klinker – Baustellenkoordinator mit geretteten Herzschlägen

Wenn sich Mario Klinker, leuchtend in orange, lässig auf sein neongrünes Mountainbike schwingt, um zur nächsten Baustelle zu fahren, dann wäre sicherlich vor allem einer stolz: Opa. Dieser verhalf dem heutigen Baustellenkoordinator zu einer fast 25-jährigen Karriere bei Firma Wähler. Wie der weise Mann dies vollbracht hat und warum sein Enkel kürzlich durch sehr viel Glück im Unglück in die Polierschiene rutschte, haben wir dort geklärt, wo andere Urlaub machen: In Travemünde beim Breitbandausbau-Projekt.

VON ANNA-LENA GRÖH 

Mario Klinker

Baustellenkoordinator Mario Klinker ist im Rahmen des Breitbandausbauprojektes täglich in den Straßen Travemündes tätig – Foto: Joanna Abou Boutros

Tausche orangefarbene Arbeitssicherheitskleidung gegen algengrüne Latzhose und das leuchtende Sportrad gegen einen weniger wendigen Traktor. Um eine Haaresbreite wäre Mario Klinker in der Landwirtschaft gelandet. Gut, dass Opa 2001 seine Weisheit spielen ließ und dem Ziggelmarker Lütten die Regionalzeitung unter die Nase drückte: „Die haben eigentlich Baggerfahrer gesucht, die Anzeige war ganz klein unter. Nicht so wie heute, fünf Seiten voll.“ Egal. Mario fuhr zum ehemaligen Wähler-Standort nach Wittenburg und gab seine Bewerbung bei Fredrich Senior ab. Ein gutes Wort von einem befreundeten Wähler Mitarbeitenden und dann der Anruf am darauffolgenden Montagnachmittag: „Wir nehmen dich, kein Vorstellungsgespräch nötig, wir wissen schon alles über dich.“  

Arbeiten, wo andere Urlaub machen 

Nach seinem Realschulabschluss absolvierte er die Ausbildung zum Rohrleitungsbauer, arbeitete sich nach und nach weiter hoch, nahm Lehrgänge mit und ging den Weg über den Vorarbeiter zum Werkpolier bis hin zum geprüften Polier. Heute darf Mario dort Baustellen koordinieren, wo täglich Touristen die Füße in den Sand stecken: In Travemünde direkt an der Ostsee. Hier treiben drei Kolonnen auf drei Teilbaustellen täglich unter Marios Aufsicht den Breitbandausbau voran. Mit fast 25 Jahren Erfahrung auf fast jeder Tiefbau-Karrierestufe weiß der 41-Jährige genau, worauf es dem Team wirklich bei der Arbeit ankommt:

„Ich glaube aber auch die Jungs sind einfach nur zufrieden, wenn es vernünftig läuft, sie kaum Wartezeiten haben und durcharbeiten können.“

Damit es läuft, darf vor allem eins nicht fehlen: Eine gute Portion Erfahrung. Einen Bruchteil des Wissens, das er in den letzten Jahren angehäuft hat, erkennt man deutlich bei jedem Arbeitsschritt. Etwa wenn er in die Baugrube steigt und die Komponenten des faustdicken Erdkabelverbunds erklärt. Ein anderes Mal, wenn er das Geheimnis im Inneren eines Kabelverteilerschrankes lüftet, welcher systematisch sortierte Kabel beherbergt und für stabile Telefon- Internet und TV-Signale essenziell ist. Ohne die Erdkabel aber, die die Verbindungen zwischen Kabelverteilerschränken und Haushalte bilden, teilweise per HDD-Bohrung in die Erde gelegt werden und nach und nach den Breitbandnetz in Travemünde vervollständigen, würde das Ganze aber definitiv nicht funktionieren.  

Genau diese wertvolle Arbeit darf der Baustellenkoordinator planen, koordinieren und verantworten. Auch wenn Mario diese Position erst weniger als ein Jahr innehat, weiß er trotzdem, ohne welche Fähigkeiten man diese Aufgabe nicht ordentlich ausführen könnte. Dazu zählen geistige Flexibilität, Empathie als Basis für gute Zusammenarbeit und ein gewisses Talent für Organisation sowie Kommunikation. Telefon und Tablet helfen bei der Umsetzung. 

Herz über Kopf 

Auch wenn Mario jedes Detail noch so perfekt in seinem Kopf geplant hat, kann er nicht alles selbst beeinflussen – weder Wetter noch Krankheitsausfälle innerhalb des Teams. Wie schnell letzteres gehen kann, musste er im letzten Sommer auf erschreckende Weise am eigenen Leib erfahren. Am 16. Juli 2024 fuhr er nach der Arbeit nach Hause und wollte mit seinem Hund auf dem nahegelegenen See Stand-Up-Paddle fahren. Glücklicherweise wurde er bei diesem Ausflug von seiner Frau und Tochter begleitet. Nachdem er im Wasser schon schlecht Luft bekam, fing dann auf dem Heimweg sein Arm an zu kribbeln. Zuhause wählte seine Frau den Notruf und dann wurde es ernst.  

Nur verschwommen erinnert er sich an den Rest: „Ich weiß noch, dass sie mir einen Zugang legen wollten im linken Arm. Da haben sie aber kein Blut mehr gefunden. Und dann ging es in die Klinik mit Blaulicht. Irgendwann hieß es wir sind da und was ich noch gehört habe, war: die Herzspitze steht“, erzählt Mario. „Dann bin ich irgendwann aufgewacht und es war alles ganz hell. Wenn ich ehrlich bin, habe ich erstmal gedacht:  bist du jetzt oben? Später erfuhr er, dass er sechs Mal wiederbelebt werden musste. Der Arzt erklärte ihm auch mit sehr tiefer, einprägsamer Stimme: „Du bist zu fett. Mit 40 Jahren muss man noch nicht mit Bauch rumlaufen.“ Harte Worte, die aber Wirkung erzielten. Mittlerweile zeugen die gesunde Ernährung und 25 Kilogramm weniger auf der Waage von einem achtsamen Lebensstil.  

Die Umstellung trägt Firma Wähler mit 

Mit der Konsequenz, dass er von nun an keine Nachtschichten mehr machen darf und auch sonst die harte körperliche Arbeit eingeschränkt werden muss, war für seine Vorgesetzte bei Wähler sofort klar: „Du solltest ja irgendwann sowieso in die Polierschiene gehen.“ Gesagt, getan. Seit September letzten Jahres trägt er den Titel Baustellenkoordinator. Diese Position ermöglicht ihm nicht nur die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen, sondern auch den gesunden Lebensstil voll in seine Arbeit zu integrieren.  

Zuhause findet er den Ausgleich mit seiner Familie, zu der nicht nur Frau und zwei Töchter zählen, sondern sein Australian Sheperd-Australien Cattle Dog-Border Collie-Mix und circa 120 Hühner. Bei der Arbeit schätzt er nicht nur sein neongrünes Fahrrad, mit denen er zwischen Baustellen und Containern pendelt, sondern auch seine Kollegen: „Die haben auch immer angerufen, haben sich immer erkundigt, auch während der Reha“, betont Mario dankbar. „Es ist ja wie eine Familie.“  

Und für alle, die – genau wie Mario damals – ihre Ausbildung bei Wähler starten und damit Teil dieser großen Familie mit Feierabend sein wollen, hat er vor allem einen Ratschlag parat: „Schaut euch viel bei den Älteren ab. Nicht immer dazwischenreden, auch einfach mal zuhören, da kriegt man sehr viele Kniffe mit, was du dir sonst erarbeiten musst.“ Diesen Rat wird er wohl noch einige Jahre weitergeben können, denn für ihn steht fest: „Ich kenne nur Wähler und das ist auch gut so.“